Reflect with Juliane

Warum bricht die Kommunikation in meiner Beziehung zusammen – und wie können wir das verändern?

Deine Erfahrung und Erlebnisse sowie deine Ziele stehen für mich an erster Stelle

Warum bricht die Kommunikation in meiner Beziehung zusammen – und wie können wir das verändern?

„Wir können einfach nicht mehr miteinander reden.“

Das ist mit Abstand einer der häufigsten Gründe, warum Paare in meine Praxis kommen. Und das ist nur allzu verständlich – viele Paare geraten immer wieder in dieselben Streitspiralen, erleben Missverständnisse und emotionale Distanz, obwohl sie sich doch eigentlich nur besser verstehen möchten.

Die führenden Paartherapeuten John und Julie Gottman haben herausgefunden, dass sie bereits nach den ersten vier Minuten eines Konfliktgesprächs vorhersagen können, wie dieses verlaufen wird. Und viele von uns kennen genau dieses Gefühl: Trotz bester Absichten landen wir in denselben alten Dynamiken. Kein Wunder also, dass viele glauben: Wenn wir nur besser kommunizieren könnten, wäre alles einfacher.

Doch die Wahrheit ist: Kommunikationsprobleme sind selten die eigentliche Ursache. Sie sind vielmehr ein Symptom – wie Warnleuchten im Auto, die anzeigen, dass im Inneren etwas nicht stimmt und mehr Aufmerksamkeit braucht.

Kommunikation ist ein Symptom, nicht das eigentliche Problem

Wenn Paare sagen, dass sie nicht mehr miteinander reden können, steckt oft etwas Tieferes dahinter: ein Mangel an Verbindung, Empathie und emotionaler Sicherheit. Es fühlt sich an, als würde der oder die Partner*in nicht zuhören, nicht mitfühlen, nicht wirklich verstehen.

In der Paarberatung sage ich oft: „Unsere Gespräche sind wie eine U-Boot-Fahrt.“ Wir bleiben nicht an der Oberfläche und analysieren nur Worte – wir tauchen tiefer. Wir erforschen, was unter dem Konflikt liegt: alte Wunden, emotionale Bedürfnisse, unausgesprochene Ängste und Sehnsüchte.

Die tieferen Bedürfnisse verstehen

Wie lösen wir nun das Kommunikationsproblem? Indem wir lernen, die tieferen emotionalen Bedürfnisse beider Partner zu erkennen und zu verstehen.

Jede Paartherapie ist individuell und auf das jeweilige Paar abgestimmt. Aber ein zentraler Schritt ist immer, ein Gespür für die wahren Bedürfnisse zu entwickeln – oft sind diese mit Kindheitserfahrungen, alten Glaubenssätzen oder Verletzungen verbunden. Wenn wir begreifen, was unseren Partner wirklich schmerzt oder bewegt, und was er oder sie von uns braucht, können wir uns wieder auf einer tieferen Ebene begegnen.

Von Vorwürfen zu Wünschen

Ein weiteres zentrales Element in der Therapie ist das Übersetzen von Angriffen in Wünsche. In der systemischen Therapie sagen wir: Hinter jedem Vorwurf steckt ein unerfüllter Wunsch.

Wenn wir zum Beispiel sagen: „Du bist nie zu Hause“, kann das bedeuten: „Ich vermisse dich und wünsche mir mehr gemeinsame Zeit.“ Oder: „Du hilfst nie mit den Kindern“ bedeutet vielleicht: „Ich bin überfordert und brauche deine Unterstützung.“

Wenn wir lernen, diese versteckten Botschaften zu erkennen, können wir statt mit Abwehr mit Mitgefühl reagieren – und das verändert die gesamte Dynamik.

Den Teufelskreis erkennen und unterbrechen

Viele Paare befinden sich in einem wiederkehrenden Muster, einem sogenannten Teufelskreis. Gemeinsam schauen wir uns an, wie dieser Kreislauf entsteht: Wie reagiert jede Person, welche Gefühle stehen dahinter, welche Bedürfnisse werden (nicht) gesehen?

Doch anstatt nur festzustellen, wer was tut, gehen wir einen Schritt weiter: Wir erkunden die Emotionen, Absichten und Verletzlichkeiten, die jeder Handlung zugrunde liegen. Ich erinnere mich an ein Paar, bei dem die Frau dachte, ihr Partner hätte emotional abgeschaltet – bis er offenlegte, dass er sich in den Streits tief einsam fühlte. Dieses Eingeständnis ermöglichte es ihr, wieder Mitgefühl zu empfinden – und eine neue Verbindung zu spüren.

Verbindung kommt vor Kommunikation

Alle diese Schritte dienen einem Ziel: Verbindung. Denn wenn wir uns wirklich gesehen, verstanden und gehalten fühlen, wird Kommunikation plötzlich leicht.

Dann können wir neue Kommunikationsformen üben – nicht aus Zwang, sondern aus echtem Wunsch nach Kontakt. Eine Methode, die ich sehr schätze, ist die Gewaltfreie Kommunikation (GFK). Sie hilft uns, klar und respektvoll über Beobachtungen, Gefühle und Bedürfnisse zu sprechen – und konkrete Bitten zu formulieren, die unsere Beziehung stärken.

Fazit

Wenn du dich also fragst, warum ihr euch immer wieder in denselben Streits wiederfindet, dann liegt die Antwort oft nicht in der Kommunikation an sich – sondern in dem, was dahinter liegt.

Wenn wir die emotionale Verbindung wieder aufbauen, echte Empathie entwickeln und uns auf einer tieferen Ebene zuhören, dann heilt die Beziehung von innen heraus. Und dann wird auch das Reden wieder leichter.

Themenfeld

AdobeStock_395368056
AdobeStock_172898062
AdobeStock_275606486

Über mich

Ueber_mich
Kontakt