Eine Trennung kann uns bis ins Mark erschüttern. Ganz gleich, ob die Beziehung lang oder kurz, harmonisch oder konflikthaft war – den Menschen zu verlieren, den man geliebt hat, fühlt sich oft an, als würde man einen Teil von sich selbst verlieren. Der Schmerz kann überwältigend sein – emotional, mental und sogar körperlich.
Die Forschung bestätigt, was viele Betroffene intuitiv spüren: Eine Trennung gehört zu den größten psychischen Belastungen im Leben. Laut der Holmes-und-Rahe-Stressskala (1967) rangieren Trennung und Scheidung unter den gravierendsten Stressfaktoren – vergleichbar mit dem Tod eines Angehörigen oder einer schweren Erkrankung.
Doch Heilung ist möglich – und kann sogar transformierend sein.
In der ersten Phase nach einer Trennung geht es nicht um Fortschritt – sondern ums Überleben. Neuropsychologische Studien zeigen, dass das Gehirn romantische Zurückweisung ähnlich wie körperlichen Schmerz verarbeitet. In einer fMRT-Studie von Kross et al. (2011) zeigte sich, dass bei emotionalem Schmerz die gleichen Hirnareale aktiviert werden wie bei körperlicher Verletzung – z. B. der anteriore cinguläre Cortex.
Auch die Bindungstheorie (Bowlby, 1980) hilft zu verstehen, warum eine Trennung so wehtut: Wenn wir uns emotional an einen Partnerin binden, wird diese Person ein Teil unseres inneren Sicherheitssystems. Ein Verlust kann sich daher anfühlen, als verlören wir einen Teil unserer selbst.
In dieser Phase gilt:
Erwarte nicht, dass du funktionierst.
Vermeide riskante Entscheidungen oder selbstschädigendes Verhalten.
Sorge für dich: ausreichend Schlaf, Nahrung, Ruhe – und vor allem Mitgefühl.
Sobald der erste Schock nachlässt, kannst du beginnen, deinem Körper und deinem Nervensystem zu signalisieren: Ich bin sicher. Ich heile. Eine tägliche Routine – aufstehen, essen, spazieren gehen – gibt Struktur und Stabilität.
Studien zeigen, dass Selbstfürsorge und soziale Verbundenheit die Resilienz fördern und den Heilungsprozess nach einer Trennung unterstützen (Sbarra & Emery, 2005). Gleichzeitig neigen viele Menschen dazu, sich in dieser Zeit zu isolieren oder sich selbst innerlich abzuwerten.
Übe stattdessen:
Selbstmitgefühl (Neff, 2003)
Kleine Begegnungen mit anderen – du musst das nicht allein schaffen
Bewegung – auch moderate körperliche Aktivität hilft bei der emotionalen Regulation (Craft & Perna, 2004)
Heilung verläuft nicht linear. Trauer kommt oft in Wellen – manchmal still, manchmal überwältigend. Es ist wichtig, diesen Gefühlen Raum zu geben. Sowohl die Systemische Therapie als auch die Emotionsfokussierte Therapie (Greenberg & Johnson, 1988) betonen, dass Emotionen durchlebt und verarbeitet werden müssen, um innere Veränderung zu ermöglichen.
Frage dich:
Was hilft meiner Seele, meinem Körper, meinem Geist?
Wo finde ich Kraft? In der Natur? In Kunst, Musik oder Meditation?
Was hilft mir, mich wieder lebendig zu fühlen?
Achtsamkeit, Körperarbeit, geführte Meditationen oder einfach das bewusste Atmen können dir helfen, deinen Körper wieder als sicheren Ort zu erleben.
Mit zunehmender Stabilität entsteht Raum für tiefergehende Fragen: Was habe ich aus dieser Beziehung über mich gelernt? Welche Muster wiederholen sich in meinem Leben? Welche Wünsche und Bedürfnisse sind mir klarer geworden?
Dies ist eine Phase der Selbstreflexion. Journaling, Innere-Kind-Arbeit und die Auseinandersetzung mit deinem Bindungsstil (Fraley & Shaver, 2000) können unbewusste Überzeugungen ans Licht bringen, die sich bereits in der Kindheit gebildet haben. Wenn wir sie erkennen, können wir beginnen, sie zu verändern.
Impulse zur Reflexion:
Welche Bedürfnisse wurden erfüllt – und welche nicht?
Was habe ich über Liebe und Nähe gelernt?
Welche Glaubenssätze möchte ich neu schreiben?
Irgendwann kommt der Punkt, an dem du dich neu orientieren kannst: Wer möchtest du jetzt sein? Was hast du dir bisher versagt – und möchtest es dir jetzt erlauben? Welche Träume dürfen neu entstehen?
Diese Phase lädt ein zur Selbstermächtigung. Du darfst entdecken, was in dir schlummert. Du darfst deine eigenen Sehnsüchte erkunden – unabhängig von einemr Partnerin. Du darfst wachsen.
Die Systemische Therapie unterstützt dich dabei, dich nicht als „gebrochen“, sondern als beziehungsfähigen, lernenden und wandlungsfähigen Menschen zu begreifen. Gerade aus Krisen entstehen häufig neue, kraftvolle Perspektiven.
Wenn du das Gefühl hast, festzustecken – sei es in Trauer, Schmerz oder innerer Leere – kann Therapie ein sicherer Raum sein, der dich hält und begleitet. Ich arbeite mit einem systemischen Ansatz und mit dem Prozess des „Conscious Uncoupling“ nach Katherine Woodward Thomas (2015). Es handelt sich um ein 5-Schritte-Modell, das ursprünglich für Paare entwickelt wurde, sich aber sehr wirkungsvoll in Einzelbegleitungen anwenden lässt.
Die fünf Schritte umfassen:
Dieser Prozess hilft, die Trennung nicht als Scheitern zu begreifen, sondern als einen Übergang – mit dem Potenzial zur tiefen inneren Transformation.
Heilung nach einer Trennung verläuft selten gradlinig. Sie ist eher eine Spirale – in der du immer wieder zu dir selbst zurückkehrst, aber jedes Mal auf einer tieferen Ebene.
Hab Geduld mit dir. Übe Freundlichkeit. Erinnere dich daran: Auch wenn es jetzt unvorstellbar scheint – dein Herz wird sich wieder öffnen können. Und es wird wieder lieben.
Nicht, weil jemand anders es heilt. Sondern weil du selbst dich wiederfindest.
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