Ich liebe es, Führungskräfte und Interviewerinnen zu fragen, was sie in Kandidat*innen oder Teammitgliedern am meisten schätzen. Fast immer ist es dasselbe: die innere Motivation zu lernen und zu wachsen. In meinen frühen Berufsjahren nannte ich das Ownership – die Bereitschaft, Verantwortung für das eigene Lernen und Handeln zu übernehmen.
Psychologische Forschung zeigt, dass Menschen dann am engagiertesten und kreativsten arbeiten, wenn sie etwas aus innerem Antrieb tun – nicht wegen äußerer Belohnungen (Ryan & Deci, 2000). Wer Autonomie, Kompetenz und Zugehörigkeit erlebt, entwickelt Motivation von innen heraus. Carol Dweck (2006) beschreibt in ihrer Forschung zum Growth Mindset, dass Personen, die an ihre Entwicklungsfähigkeit glauben, widerstandsfähiger und innovativer sind. In systemischer Perspektive wirkt diese Haltung ansteckend: Ownership eines Einzelnen kann die Lernkultur eines ganzen Teams verändern (de Haan, 2017).
Trotz seiner Bedeutung ist Ownership heute oft schwer zu finden. Der Anspruch, perfekt zu sein, hat den Mut zum Experimentieren ersetzt. Viele haben gelernt, auf Anerkennung zu achten statt auf Kreativität – sie glauben, dass ihre Aufgabe darin besteht, „es richtig zu machen“, statt eigene Ideen einzubringen.
In stark hierarchischen oder respektbetonten Kulturen fühlen sich Mitarbeitende oft verpflichtet, vor allem zuzuhören, nicht mitzudenken. Jüngere Generationen, die in Umgebungen mit viel positiver Verstärkung, aber wenig ehrlichem Feedback aufgewachsen sind, tun sich manchmal schwer einzuschätzen, wie sie wahrgenommen werden (Twenge, 2017). Wenn Arbeitsumfelder zusätzlich durch Angst oder ständige Bewertung geprägt sind, vermeiden Menschen Risiken und verlieren die Freude am Gestalten. Das mindert sowohl Wohlbefinden als auch Arbeitsqualität (Edmondson, 2019).
Coaching unterstützt Menschen darin, ihren inneren Antrieb wiederzufinden, indem es Glaubenssätze, Emotionen und systemische Muster sichtbar macht, die ihr Handeln beeinflussen. So kann sich jemand vom Funktionieren hin zu echter Neugier entwickeln – von der Angst, Fehler zu machen, hin zum Mut zu lernen.
Systemisches Coaching legt den Fokus auf Selbstwahrnehmung im Kontext: Wie wirken meine Verhaltensweisen und Emotionen auf das größere System? (Whitmore, 2017; de Haan, 2017). Wenn Mitarbeitende Selbstvertrauen und emotionale Intelligenz stärken, handeln sie bewusster und genussvoller – und die Qualität ihrer Arbeit steigt fast automatisch. Forschung zeigt, dass Coaching die Selbstwirksamkeit, Resilienz und intrinsische Motivation deutlich fördert (Theeboom, Beersma & van Vianen, 2014). Davon profitieren Einzelne wie Organisationen gleichermaßen.
Ownership entsteht nicht im Alleingang. In Teams, in denen Kolleg*innen einander ermutigen, Verantwortung zu übernehmen, multiplizieren sich die Effekte. Studien zeigen, dass Team-Learning-Interventionen und Peer-Coaching-Prozesse Vertrauen, Leistung und gemeinsame Verantwortlichkeit erhöhen (London & Smither, 2002).
Wenn Mitarbeitende dabei unterstützt werden, Initiative zu zeigen – und anschließend andere darin begleiten, entsteht ein Kreislauf gegenseitiger Befähigung. Psychologische Sicherheit, offenes Feedback und gemeinsame Reflexion schaffen Räume, in denen Motivation und Qualität dauerhaft wachsen können (Edmondson & Lei, 2014). Systemisch betrachtet verändert sich so Kultur: durch einzelne Akte von Ownership, die sich über Beziehungen verbreiten. Eine gesunde Organisation entsteht nicht durch Kontrolle, sondern durch Verbindung – Menschen, die sich sicher fühlen, zu denken, zu handeln und gemeinsam zu lernen.
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